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Bilder müssen entstehen wie Leben, Tag für Tag harmonisch wachsen, wenn die Idee der Gewaltlosigkeit darin Fuß fassen soll. Jede abrupte Veränderung, Zerstörung der bisherigen Bildgestaltung widerspricht solchem Schaffensprozess.

Mit der Schere zeichnen
Henri Matisse

Ähnlich versuche ich mit dem Schneidemesser ohne Vorzeichnung die Linien ins schwarze Papier zu schneiden.

Wie Piero della Francesca habe ich (und das schon immer) eine Vorliebe für Symmetrie, Zentralität und Statik. Dies, durch Farbe in Spannung versetzt, hilft, den mediativ-religiösen Gehalt zu verstärken. Gerade das Religiöse, das für Piero noch selbstverständlich war, wenn er auch als Renaissancemensch der Kunst neue Sehweisen erschloss, wird heute kaum mehr verstanden. Meist stößt man sogar auf Ablehnung. Natürlich besteht die Gefahr, in sakralen Kitsch zu verfallen, aber gibt man die Rückbindung an das Transzendente auf, verliert die Kunst ihr tragendes Fundament.

Warum male ich heute noch Madonnen? Ist das überhaupt noch möglich? Eine schlüssige Antwort verweigert sich. Genauso wenig könnte ich erklären, warum ich Portraits von Menschen male oder Landschaftshorizonte. Vielleicht ist das Sujet nicht so entscheidend. Bereits Vincent van Gogh malte ein Paar alter zerrissener Schuhe, ein Motiv, das nur wenige Zeitgenossen der Malerei für würdig erachtet hätten. Man sieht nur mit dem Herzen gut, verrät der gezähmte Fuchs dem Kleinen Prinzen und fügt hinzu: Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.